Lerntherapie einfach erklärt
LERNTHERAPIE, Lernbegleitung, Lernförderung, Lerncoaching und Nachhilfe, alles Stichwörter, die einem heutzutage um die Ohren fliegen und überall begegnen. Aber was ist was und was sind die Unterschiede und wodurch zeichnet sich insbesondere die Lerntherapie aus. Das möchte ich in dem heutigen Beitrag zeigen.
Was ist Lerntherapie ganz allgemein?
Lerntherapie ist eine pädagogisch/ psychologische Begleitung und Förderung von Menschen. Menschen wie Kinder, Heranwachsende oder Erwachsene, die Schwierigkeiten beim Lernen haben. Der Ansatz der Lerntherapie ist ganzheitlich und individuell. Das Kind oder der/ die Schüler*in wird dabei in seiner ganzheitlichen Entwicklung unterstützt und begleitet.
Abgrezung der Lerntherapie
Ein zentraler Punkt und auch ein Abgrenzungsmerkmal der Lerntherapie von anderen Lernbegleitungen, wie Lerncoaching oder auch Nachhilfe, ist, dass sie fundiertes Wissen und Erfahrungen in Bezug auf erworbene und vererbte Lernstörungen/Teilleistungstörungen, Lernschwächen und andere Neurodivergenzen mitbringt. Insbesondere im Schul- bzw. Lernalltag treten Lernschwächen oder -störungen auf und erschweren das Lernen.
Lernstörungen
Lernstörungen klingen erstmal sehr hart und negativ. Es sind Beeinträchtigungen und Störungen, die die Entwicklung des Kindes betreffen. Und das Erlernen der schulischen Grundkompetenzen, wie zum Beispiel das Lesen, Schreiben und Rechnen, erschweren. Die schulische Entwicklung der betroffenen Kinder oder Schüler*innen verläuft nicht regulär und einfach. Sondern sie haben meist Schwierigkeiten beim Lernen, der Informationsverarbeitung und mit ihrer Aufmerksamkeit oder Konzentration.
Es gibt verschiedene Arten von Lernstörungen, wie zum Beispiel:
- Lese-Rechtschreib-Störung (auch Legasthenie genannt),
- Lese-Rechtschreib-Schwäche,
- Dyskalkulie
- Rechenschwäche
- Dyspraxie
- ADHS u.a.
Nicht immer wirkt sich eine Lernstörung oder -schwäche auf alle Lernbereiche aus. Ebenso muss es auch nicht mit einer ADHS, Legasthenie oder einer anderen Neurodivergenz zu einer Lernstörung kommen. Jedoch kann in genau solchen Fällen die Lerntherapie ansetzen, entweder präventiv oder auch interventiv.
Unterschied Lernstörung und Lernschwäche
Wie bereits oben erwähnt gibt es zum Beispiel eine Lese-Rechtschreib-Störung und eine Lese-Rechtschreib-Schwäche. Die Abkürzung LRS verursacht eine maximale Verwirrung, da es auf beide zutreffen kann. Die Lese-Rechtschreib-Störung, auch Legasthenie genannt, ist eine Störung die auf Grund neurobiologischer Veränderungen im Gehirn auftreten und genetisch bedingt ist. Eine Störung ist lebenslang und ist nicht heilbar. Die Lerntherapie unterstützt dabei, geeignete Strategien und Methoden zu lernen, die den Alltag oder das Lernen mit dieser Störung erleichtern.
Die Lernschwäche hingegen ist nicht genetisch bedingt. Verschiedene Lernschwächen sind durch verschiedene Lebensumstände (z.B. Verlust, Scheidung, Krankheit, ungünstige Lehrmethoden) erworben und ist durch eine entsprechende Föderung überwindbar.
Eine Störung ist genetisch bedingt und eine Schwäche erworben.
Lernstörungen im Schulalltag
Leider ist das heutige Schulsystem nicht auf die vielfältigen Lernstörungen oder -schwächen vorbereitet. Innerhalb der Schule bestehen wenig oder keine Ressourcen darauf zu reagieren oder den Schüler*innen eine notwendige Unterstützung während des Unterrichts zu gewärleisten. Und somit beginnt eine Negativspirale. Denn durch die fehlende Unterstützung können sich Lernstörungen oder-schwächen verfestigen. Das Selbstwertgefühl des Kindes leidet darunter, es fühlt sich dumm und minderwertig. Es zieht sich zurück, verliert die Lust und Motivation zum Lernen und ist überfordert und hilflos. Die Angst zu Versagen wird stärker. Das Kind zeigt Vermeidungstendenzen und vermeidet bewusst oder unbewusst Lern- oder Hausaufgabensituationen. Es entwickelt womöglich eine Lernblockade und die schulische Entwicklung leidet weiterhin stark und die Negativspirale geht weiter abwärts.
Wann ist eine Lerntherapie sinnvoll?
Wenn dein Kind trotz regelmäßigen Übens und Unterstützung Schwierigkeiten beim Lernen, beim Lesen, Schreiben und/ oder Rechnen hat. In der Schule, im Unterricht oder bei den Hausaufgaben kommt es alleine nicht zurecht. Auch mit Hilfe und Unterstützung durch die Eltern erzielt es keine Fortschritte. Allmählich verweigert es sich und der Frust wird immer stärker. Dann ist es ratsam sich Unterstützung zu holen. Bevor es, durch ständig negative Lernerfahrungen, noch weiter in die Negativspirale abrutscht. Und bevor sich Lernfrust, Schulangst und/ oder Blockaden verfestigen.
Wer sind Lerntherapeut*innen?
Das Wissen um und praktische Arbeitserfahrungen mit Lernstörungen und -schwächen ist für mich zentraler Aspekt, von dem sich Lerntherapeut*innen von anderen Lernbegleiter*innen unterscheiden. In der Lerntherapie arbeiten Fachkräfte/ Lerntherapeut*innen, die in der Regel eine pädagogische, psychologische oder therapeutische Grundausbildung haben. Das können u.a. Pädagog*innen, Sozialpädagog*innen, Psycholog*innen, Lehrer*innen, Logopäd*innen oder Ergotherapeut*innen sein, die eine lerntherapeutische Zusatzausbildung absolviert haben. Ein/eine Lerntherapeut*in kann eine erste Einschätzung zu einer möglichen Lernstörung geben und auch die anschließende Förderung durchführen. Die offizielle Diagnose stellt ein/ eine Lerntherapeut*in nicht aus.
Eine Diagnose ist wichtig für mögliche Nachteilsausgleiche in der Schule. Ärzte oder Psychotherapeuten stellen eine offiziell anerkannte Diagnose aus.
Jedoch macht einen guten Lerntherapeut/ eine gute Lerntherapeutin nicht nur das Wissen und die Erfahrung aus. Genauso wichtig ist die innere Haltung und Unvoreingenommenheit. Sowie die Beobachtungsgabe und den Blick fürs Ganze zu haben und das Kind mit all seinen Stärken, Gefühlen, Bedürfnissen und Potentialen zu sehen.
Ganzheitlicher und individueller Ansatz der Lerntherapie
Genau hier setzt die Lerntherapie an, ganzheitlich und individuell. Es ist wichtig, dass Kind in seiner gesamten Entwicklung zu sehen und die Ursachen für eine Lernstörung umfassend zu betrachten. Die Lerntherapie setzt nicht an den Defiziten eines Kindes an. Sondern sammelt und forscht zunächst einmal nach den Stärken, Talenten und Fähigkeiten, die jedes Kind mitbringt und baut darauf auf. Ich berücksichtige dabei nicht nur den schulischen Entwicklungstand des Kindes, sondern auch die emotionale, soziale und motorische Entwicklung. Damit ich dann im weiteren Verlauf den Selbstwert und das Selbstvertrauen des Kindes fördern kann. Es in seiner Motivation stärken und Schritt für Schritt wieder Erfolgserlebnisse schaffen kann.
Aus diesem Grund ist das Wissen und die Erfahrung von Lernstörungen und von emotionalen- und anderen Lernblockaden unerlässlich. Dabei beobachte ich genau welche Haltung, Gedanken oder Verhaltensweisen wirken sich hinderlich auf das Lernen aus. Was sind die Ursachen und wie kann ich eine langfristige positive Veränderung erzielen. Natürlich arbeite ich auch an schulischen und inhaltlichen Zielen. Jedoch auf einer anderen, neuen und differenzierten Art und Weise. Und in Verbindung damit lernt das Kind auch neue Lernstrategien und Lernmethoden kennen, die ich ihm vermittle.
Ziele der Lerntherapie
Die Lerntherapie verfolgt mehrer übergeordnete Ziele. Und letztendlich wird für jedes Kind, für jeden Schüler und jede Förderung individuelle Ziele formuliert. Dazu später mehr. Jetzt soll es um die allgemeingültigen Ziele der Lerntherapie gehen.
- Ziel: Das oberste Ziel ist immer HILFE ZUR SELBSTHILFE. Trotz Lernproblemen wird das Kind in seiner Autonomie bestärkt und durch Strategien und Methoden in seiner Selbständigkeit gefördert.
- Ziel: Es ist wichtig die Negativspirale zu unterbrechen. Kleine Erfolgserlebnisse oder-momente stärken wieder das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Ziel ist es, das SELBSTWERTGEFÜHL, das SELBSTVERTRAUEN und den Umgang mit Frust bzw. mit frustrierenden Situationen zu STÄRKEN.
- Ziel: Die MOTIVATION zu steigern und die LUST AM LERNEN wieder zu erwecken.
- Ziel: Die AUFMERKSAMKEIT und KONZENTRATIONSFÄHIGKEIT zu fördern.
- Ziel: Die LERNVORRAUSSETZUNGEN postiv zu verändern, um den Schulalltag und schulische Anforderungen zu bewältigen.
- Ziel: Die BASISKOMPETENZEN zu stärken und schulische GRUNDKOMPETENZEN wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu festigen.
- Ziel: LERNSTRATEGIEN und -METHODEN kennenzulernen und anzuwenden.
- Ziel: Schließlich auch die ELTERN zu ENTLASTEN und BERATEND zur Seite zustehen.
Merkmale der Lerntherapie
Für mich sollte jede Lerntherapie folgende Merkmale aufweisen, die gleichzeitig auch meine Grundprinzipien sind.
Ganzheitlich und individuell: Den ganzheitlichen Ansatz habe ich ja schon mehrfach betont. Für mich ist das ein wichtiges Grundprinzip, das Kind nicht nur mit seiner Lernstörung zu sehen. Sondern es komplett mit seinen Schwächen aber vor allem mit seinen Stärken und Talenten zu sehen und darauf aufzubauen. Jede Lernstörung ist individuell. Jedes Kind bringt ganz unterschiedliche Lernvoraussetzungen und -erfahrungen mit. Diese müssen in jeder Förderung berücksichtigt werden, damit diese zu Erfolg führt. Das heißt der Förderplan und die Methoden sind an das Kind angepasst.
Transparenz: Ich denke, es ist eine notwendige Grundvoraussetzung den Ablauf, die Handlungsschritte und Ziele mit dem Kind und den Eltern offen, nachvollziehbar und transparent zu kommunizieren. Und die Eltern über Prognosen, Erfolgsaussichten und Dauer ehrlich aufzuklären.
Struktur: Die lerntherapeutische Förderung und Begleitung folgt einem logischen und systematischen Aufbau. Sie orientiert sich an dem jeweiligen Lernstand des Kindes. Dem Schüler wird der nötige Raum und Zeit für seine Entwicklung und Fortschritte gegeben. Es wird vom Leichten zum Schwierigen gearbeit, um notwendige Erfolgserlebnisse zu schaffen.
Vielfältige Methoden: Um einen individuellen Ansatz zu gewährleisten, ist es für mich wichtig, mit verschiedenen Methoden und Ansätzen zu arbeiten. Dabei sollte die Auswahl den Vorraussetzungen und Neigungen/ Vorlieben des Kindes entsprechen. Ich möchte von Beginn an eine angenehme und entspannte Atmosphäre und Haltung fördern, um die Motivation zu verbessern. Verschiedene Methoden und Ansätze helfen die Therapie abwechslungsreich und effektiv zu gestalten und können sich u.a. aus folgenden Bereichen bedienen: Spiel, Sport, Tanz und Bewegung, Kinesiologie, Gedächtnistechniken, Entspannungstechniken und Meditation und Sinneswahrnehmung.
Spielerisch und motivierend: Hat das Kind bereits viele negative Lernerfahrungen gemacht? Ist es bereits in einem negativen Kreislauf? Dann ist einer meiner ersten Schritte wieder eine grundsätzliche Motivation herzustellen. Um aus dem Kreislauf auszubrechen, können nicht durch die gleichen monotonen schulischen Abläufe wiederholt werden. Das Arbeiten an Arbeitsblättern vermeide ich ganz bewusst. Ich gestalte Lernsituationen insbesondere „merk-würdig“ oder auch „denk-würdig“, um Lerninhalte langfristig abzuspeichern. Das kann ich besonders gut durch spielerische Zugänge erreichen.
Beziehungsorientiert und empathisch: Ohne Beziehung keine Bildung, das ist hier mein Grundsatz. Besteht keine positive Beziehung, kein Verständnis, keine Empathie, insbesondere für die schwierige Situation des Kindes, kann ich mit der Lerntherapie keine Erfolge erzielen. Das Kind muss sich akzeptiert und verstanden fühlen, es muss Vertrauen in den/ die Lerntherapeut*in haben. So können Lern- und Entwicklungsprozesse entstehen.
Vernetzung und Ausstausch: Ein transparenter und regelmäßiger Austausch sollte mindestens mit den Eltern bestehen. Wenn die Eltern dies wünschen, ist ein Austausch und eine Zusammenarbeit mit den Lehrer*innen oder anderen Fachkräften, die mit dem Kind zusammenarbeiten, empfehlenswert. Durch eine Abstimmung und Angleichung der Lernziele und -prozesse, entsteht eine Kooperation die dem Kind zugutekommt.
Wie läuft die Lerntherapie ab?
Es ist keine offizielle Diagnose notwendig, um eine Lerntherapie in Anspruch zu nehmen. In der Regel findet erstmal ein Vorgespräch statt, in dem sich die beiden Parteien kennenlernen. Das Vorgespräch findet entweder mit oder ohne dem Kind statt. In dem Erstgespräch ist es wichtig herauszufinden, ob die Chemie stimmt. Das ist eine wichtige Vorraussetzung für eine erfolgreiche Förderung. Im Erstgespräch bekommt der/ die Lerntherapeut*in einen ersten Überblick über die Lernprobleme oder Lernstörung.
Kommt es zu einer Zusammenarbeit, findet ein weiteres Gespräch statt, das Anamnesegespräch. Meistens bekommen die Eltern hierfür einen Fragebogen. Wenn sich daraus weitere Fragen oder Unklarheiten ergeben, werden diese im Gespräch geklärt. Mit dem Kind wird eine Lernstandsanalyse durchgeführt. In der Lernstandsanalyse schaue ich ganz genau, wo steht das Kind, bis wohin hat es den Schulstoff verstanden, wie gut kann es lesen, schreiben oder rechnen etc. Der individuelle Lernstand erfasst u.a. die schulische und inhaltliche Entwicklung, auf der Grundlage wird dann der Förderplan erstellt. Im Förderplan beschreibe und lege ich die genauen Förderziele fest. Die Ergebnisse und die Förderziele bespreche ich natürlich mit den Eltern und dem Kind. Daraufhin beginnen die lerntherapeutischen Sessionen. In der Regel finden diese einmal wöchentlich statt. Für eine erfolgreiche Lerntherapie sind kontinuirliche und regelmäßige Sessionen notwendig. In der Regel finden auch während der Begleitung Elterngespräche oder -beratungen statt.
Die Lerntherapie ist ein sehr spezifische Lernbegleitung die neben fundiertem Wissen auch eine Menge Empathie und Verständnis verlangt.
Möchtest du mehr über die Lerntherapie wissen, melde dich gerne bei mir für ein kostenfreies Kennenlerngespräch.